Erinnern Sie sich an die letzte Rechtschreibreform? Jahrelang saßen die Gelehrten zusammen um die Evolution der deutschen Schriftsprache voranzutreiben. Die Ergebnisse waren bahnbrechend: Mittlerweile darf man drei „L“ hintereinander schreiben und aus „plazieren“ wurde „platzieren“. Was wäre aus uns nur geworden, hätten die gut bezahlten Experten uns nicht zu diesen Errungenschaften geführt?
Warum ich das schreibe? Nun ja. Als ich 2013 das erste Mal von meinen sardischen Freunden auf das, damals neu installierte Mülltrennungssystem aufmerksam gemacht wurde und mich in den folgenden beiden Jahren vor Ort von der Unwirksamkeit dessen überzeugen durfte, da waren sie irgendwie wieder präsent – die Gedanken an unsere Rechtschreibreform.
Wie lange werden die Regional- und Kommunalvertreter wohl beisammen gesessen sein um eine gute Absicht in eine irrsinnig komplizierte und unpraktische Umsetzung münden zu lassen? Doch lassen wir das.
Doch was heißt das alles in der Praxis? Jeder sardische Haushalt besitzt nun – je nach Gemeinde – zwischen vier und sechs unterschiedliche Behälter zum Müll Sammeln. Die Anleitung, was in welche Tonne gehört ist höchst umfangreich und verlangt vom Müll Trennenden höchste Aufmerksamkeit und Materialkenntnis. Wenn auch nur Teile des Mülls falsch oder gar nicht getrennt sind, wird der Behälter nicht mitgenommen.
Jede Müllsorte hat ihren Abholtag. Die unterschiedlichen Behälter sind dann laut Müllkalender an den Abenden zuvor auf die Straße zu stellen, damit die Entsorger den Müll einfacher einsammeln können.
Die Aufgabe der städtischen Müllsammler erledigt aber auch gerne mal der nächtliche Inselwind, indem er die viel zu kleinen und somit zu leichten Müllbehälter einfach umfegt und deren Inhalt in der Landschaft verteilt.Und da die ganze Geschichte in Italien spielt, hat der Amtsschimmel natürlich auch gleich noch einen drakonischen Strafenkatalog für „Müllsünder“ vorgesehen. Wenn’s was auszusetzen gibt heißt’s: zahlen!
Kleine Nebeninfo: jeder Müllbehälter ist per Code einem bestimmten Haushalt zugeordnet. Die Strafen für „leichte Verstöße“ beginnen bei rund 100 €.
Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob die momentane Lösung vom Umwelt- oder vom Haushaltsausschuss der Gemeinden ins Leben gerufen wurde. Ich habe da so eine Vermutung…
Nach so viel „Müll von der Seele schreiben“ zum Abschluss noch ganz kurz und sachlich meine persönlichen Mülltipps:
1.) Wenn möglich, Müll selbst zum örtlichen Müllplatz bringen. Das Personal dort ist sehr freundlich und Sie haben keinen Stress in Sachen „Müllkalender“.
2.) Bitte unbedingt Müll nach Vorgabe trennen. Ich habe hierzu einen kleinen Film als Anleitungshilfe gedreht.
3.) Wenn ein Behälter nicht am Haus oder bereits übervoll sein sollte, kaufen Sie im örtlichen Supermarkt transparente Müllsäcke. Diese werden ersatzweise akzeptiert.
4.) Stellen Sie die entsprechenden Müllbehälter immer am Abend vor dem jeweiligen Abholtag (siehe örtlicher Müllkalender) auf die Straße.
Sardinien-Umwelttipps
Und wo wir schon beim Thema “Umwelt” sind, möchte ich zum Abschluss noch einige persönliche Tipps für effektiven Insel- und Umweltschutz anfügen.
Das alles soll – um Himmels Willen – nicht belehrend wirken, es handelt sich schlicht und einfach um einige Gedanken wie man, ohne viel Aufwand, seinen Beitrag zum erhalt der wunderbaren sardischen Natur leisten kann.
Thema Plastik: Man kann es unseren italienischen Freunden einfach schwer abgewöhnen – das Essen und Trinken aus Plastikgeschirr und ebensolchen Verpackungen. Zwar hat sich das Bewusstsein in den letzten Jahren in dieser Hinsicht etwas geschärft, aber noch viel zu oft wird in Lokalen, Supermärkten und privaten Haushalten auf die “praktische” Einweglösung zurück gegriffen. Mein Tipp: Zeichen setzen und überall wo Plastik in Zusammenhang mit Lebensmitteln unnötig verwendet wird, gezielt nach Mehrwegalternativen fragen.
Thema Strandutensilien: Was beim Essen anfängt,
setzt sich oft beim Angebot an Strandmöbeln und Spielsachen fort. Eimer,
Schippe, Wassermühle, für Mama den sonnenschirm, für Papa den
klappbaren Strandsessel. Das Ergebnis: meist überlebt das ganze Geraffel
kaum die Urlaubszeit und landet – im Müll.
Meine Bitte: Schon beim
Einkauf einen Gedanken daran richten, ob es wirklich das
“Holiday-Komplettset” sein muss, oder ob es einige wenige, und damit
vielleicht sogar wertigere Teile auch tun. Und wer seinen Nachmietern im
Ferienhaus einen Gefallen tun möchte, der kann bei Abreise auch gerne
alles noch Brauchbare zurück lassen. Die Nächsten und die Umwelt
freut’s.
Thema Dünenschutz: In Zeiten steigender
Meeresspiegel gewinnen die, den Strand begrenzenden Dünengürtel immer
mehr an Wichtigkeit. In Villasimius sind die Zonen rund um das Capo
Carbonara bereits zu abgegrenzten Schutzgebieten erklärt worden. Dem
Besucher wird der Einfluss seines Verhaltens auf die Dünen anhand
anschaulicher Erläuterungen erklärt.
Kurz gesagt gilt: Bitte nur die
ausgewiesenen Hauptwege an die Strände benutzen. Individuelles
“Wegbahnen” auf einer Düne schädigt sehr schnell die sensiblen
Dünenpflanzen, die dem Sandwall Halt geben.
Thema Wassersport: Bei aller Kritik sei an dieser
Stelle auch mal erwähnt, dass sich die Verantwortlichen in den
sardischen Gemeinden sehr bemühen, die negativen Auswirkungen des
Sommertourismus auf die Natur, durch sehr restriktive Lizensvergaben für
Anbieter von Wassersportgeräten überschaubar zu halten.
Wer dennoch
einen – übrigens lohnenswerten – Trip auf dem Jetski oder dem Motorboot
unternimmt, dem sind nur wenige, besonders gekennzeichnete Zufahrten an
die Strände möglich. Mein Tipp: Besser an die strengen Regeln halten.
Etwaige Verstöße können teuer werden.