Viele Sarden haben in den letzten Jahrzehnten ihr Geld in ein kleines Häuschen am Meer investiert oder alternativ durch schlichte Erbfolge den Thron eines familiären Strandanwesens erklommen. Es ist guter sardischer Brauch, die Zweitresidenz am Meer in der Zeit, in der sie nicht vom Hausherrn und seiner Familie genutzt wird, an Touristen zu vermieten. Aufgrund der Fülle der mittlerweile gebauten Ferienhäuser ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Großteil des sardischen Nächtigungsaufkommens auf Privatvermietungen entfällt. Das führt wiederum dazu, dass sich viele Urlaub Planende bei ihrer Recherche vom großen Angebot überrollt fühlen und Hände ringend nach einer Orientierung suchen. Hier helfen die folgenden Tipps:
Information ist gut, Beratung ist besser
Ferienhaustourismus auf Sardinien ist Individualtourismus! „Häuser von der Stange“ (Typ A, B, C) gibt es auf Sardinien kaum, weil fast alle Strandresidenzen in Privatbesitz sind und von daher – selbst bei gleicher Bauart – schon unterschiedlich eingerichtet und ausgestattet sind. Privathäuser haben einen hohen Erklärungsbedarf und erfordern detailliertes Wissen über ihre Eigenschaften.
Viele Ferienhäuser werden heute von so genannten „Incoming-Agenturen“ vor Ort in großem Stile „eingekauft“ und dann in einem weit verzweigten Distributionsnetz über Internetportale, Reiseveranstalter und Last-Minute-Börsen vertrieben. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden.
Man sollte sich als Kunde aber nicht damit zufrieden geben, nur über die Grundeigenschaften der angebotenen Unterkünfte informiert zu werden. Ich rate im Sinne der Urlaubszufriedenheit dazu, sich im Vorfeld einer Ferienhausanmietung ausführlich im Hinblick auf seine persönlichen Erwartungen und Anforderungen durch den Anbieter beraten zu lassen. Stichworte für eine gelungene Beratung sind:
- Einrichtungsstandard (vor allem Bad, Küche und Betten)
- Grundriss des Hauses,
- Privatsphäre (Einzelhaus, Doppelhaus, Wohnung?),
- Distanz und Beschaffenheit des Weges zu Strand, Geschäften und Lokalen,
- Lage des Hauses hinsichtlich eventueller Lärmquellen.
Mein Tipp für Urlauber, die einen individuellen Urlaub im Ferienhaus verbringen möchten: Suchen Sie im Internet Reiseagenturen, die sich voll auf das Geschäft mit ihren Vermietern in einer bestimmten Region konzentrieren. Das Wissen um die Besonderheiten der angebotenen Unterkünfte und der Örtlichkeiten schafft die Möglichkeit, Sie bei der Suche nach einem passenden Ferienhaus durch gezielte Beratung zu unterstützen.
Der Preis ist heiß!?
Das Anmieten einer Sommerresidenz auf Sardinien muss nicht teuer sein. Allerdings sollte man sich auch vor allzu großer Sparsamkeit hüten. „Geiz ist geil“ ist längst passé und manch „Billiger Jakob“ wird schnell zum urlauberischen „Creutzfeldt-Jakob“, wenn man entweder vor Ort für eigentlich Selbstverständliches (z.B. Waschmaschinen-, TV-, Klimaanlagenbenutzung) deftig zur Kasse gebeten wird, oder man in schlaflosen Nächten, auf schmuddeligen Matratzen dem nahen Discolärm lauschend, noch mal Gelegenheit erhält darüber nachzudenken, warum das Angebot so unglaublich günstig war. Gutes Wohnen auf Sardinien hat seinen Preis – und der sollte im Vorfeld einer Buchung transparent sein.
Ferienhaus=Sperrmülllager?
Ich habe schon viele sardische Ferienhäuser gesehen. Und ehrlich, mir boten sich schon abenteuerliche Anblicke nachdem so manch stolzer Hausbesitzer den Schlüssel im morschen Türschloss umdrehte.
„Rudi’s Resterampe“ gepaart mit der Patina eines typisch sardischen Ferienhausmöbellebens. Das war lange Zeit auf Sardinien ein nicht selten anzutreffendes Bild.
Doch in den letzten Jahren hat sich auch diesbezüglich die Spreu vom Weizen getrennt. Aufgrund der vielen neu entstandenen Häuser ist der Einrichtungsstandard deutlich gestiegen. Waschmaschine, Geschirrspüler, gute Betten, anständige Bäder –das darf man heute ohne Weiteres erwarten! Man sollte sich auch nicht scheuen, gezielt danach zu fragen. Die neuzeitliche Geschichte des gern als Totschlagargument angeführten „sardischen Standards“ ist nämlich moderner als viele ahnen.
Buchung über das Internet? Vertrauenssache!
Die große Mehrheit der Ferienhäuser wird heute über das Internet angeboten. Eigentlich erkennt man schnell und einfach, wie seriös ein Angebot ist. Wichtig ist, dass aus den AGB’s (falls überhaupt welche aufgeführt sind) eindeutig hervorgeht, wer für das Ferienhaus verantwortlich ist und an wen gezahlt wird.
Grundsätzlich gilt: Habe ich es mit einer Vermittlungsagentur zu tun, dann haftet diese dem Mieter gegenüber nicht für funktionale Störungen am Haus. Sie hat in der Regel nur eine Informations- und Sorgfaltspflicht dem Reisenden gegenüber. Der Reiseveranstalter (z.B. TUI) hingegen übernimmt vollständige Verantwortung für das in seinem Namen vertriebene Produkt und bietet oftmals auch noch andere Reisebausteine an (die Anreise, das Mietauto,…).
Wichtig beim Thema Inkasso: ein Reiseveranstalter sollte unbedingt einen Sicherungsschein vorweisen. Ein Vermittler hingegen sollte nachweisen können, dass er vom Vermieter mit dem Inkasso beauftragt wurde, sofern nicht an den Vermieter direkt gezahlt werden soll. Tipp: Die Möglichkeit, die Bezahlung per Kreditkarte oder mithilfe eines elektronischen Bezahlungssystem (z.B. PayPal) zu erledigen, kann ein Hinweis auf die Seriosität des Anbieters sein. Diese Unternehmen werden nämlich von den Kreditkartenfirmen hinsichtlich ihrer Bonität und Transparenz überprüft.
Wichtig beim Thema Reisedokumente: Ein Reiseveranstalter wird immer einen Reisegutschein (Voucher) samt Sicherungsschein ausstellen. Eine Vermittlungsagentur hingegen muss einen Mietvertrag zwischen Mieter (=Urlauber) und Vermieter (mit vollständiger Anschrift) ausstellen. Andernfalls kann es in Italien zu Ärger kommen.
Das Gästeurteil
Eines meiner Lieblingsthemen! Grundsätzlich finde ich Gästeurteile, an denen man sich orientieren kann, eine prima Sache. Auch ich mache mich nicht gänzlich unabhängig davon. Aber wie geht man richtig mit ihnen um? Und wie sehr sollte man sich von ihnen bei der Wahl einer Unterkunft beeinflussen lassen? Fest steht, dass Urlaubsplanung ein höchst emotionaler Prozess ist, der gerade deshalb nach rationalen Orientierungsmaßstäben sucht. „Palme trifft Portemonnaie“ – so ungefähr lautet der Konflikt, den wir im Rahmen der Entscheidungsfindung auflösen müssen. Da kommt es natürlich gelegen, sich an Personen und deren Aussagen zu orientieren, die sich vermeintlich in genau der gleichen Situation befanden, aber den unschlagbaren Vorsprung der „Vor-Ort-Erfahrung“ haben. Und genau an diesem Punkt hätte wahrscheinlich mein universitärer Statistikprofessor mit einem warnenden Schmunzeln eingegriffen und mir zwei Fragen gestellt:
1.„Was veranlasst Sie, Ihre Urlaubsplanung von den Aussagen einer völlig unnachvollziehbaren Identität abhängig zu machen?“
2.„Was veranlasst Sie davon auszugehen, dass Sie hinsichtlich Ihrer Ansprüche und Erwartungen an die bewertete Unterkunft Deckungsgleichheit mit der bewertenden Person aufweisen?“
Ohne mich weiter als Hobbypsychologe oder gar Statistikbeauftragter in diesem Artikel betätigen zu wollen – fest steht: Gästeurteile sind hilfreich und ein geeignetes Mittel, eigene Eindrücke mit denen anderer abzugleichen. Sie sind darüber hinaus aber auch der am wenigsten verifizierbare Teil der zur Verfügung stehenden Vorabinformation in Bezug auf eine Urlaubsunterkunft. Und genau deshalb sind sie auch ein leicht auszumachendes Ziel für positive Verfälschungen im Interesse des Anbieters. Mein Tipp: Treffen Sie bei der Unterkunftssuche zunächst eine Vorauswahl aufgrund der Katalogangaben des Anbieters. Lesen Sie erst dann die Kommentare etwaiger Kunden und haben Sie dabei meinen Statistikprofessor immer ein wenig im Hinterkopf. Achten Sie auch darauf, aus welchem Jahr die Bewertungen stammen. Bewertungen, die älter als zwei Jahre sind, würde ich weniger Gewicht einräumen als aktuelleren. Und jetzt auf nach Sardinien!