Wenn es bei uns die ersten Lebkuchenherzen in die Einkaufsregale der Supermärkte geschafft haben, schnauft man auf Sardinien erst mal so richtig durch. Die Sommersaison ist nun, so gegen Ende Oktober Geschichte und die letzten Touristen haben die Insel verlassen.
Nun beginnt die Zeit des Geschichten Erzählens, der gemütlichen Runden in der örtlichen Bar oder am heimischen Kamin. Nun ist es Zeit, die Sommerbleiben winterdicht zu machen und die immer kürzer werdenden Tage im intimen Austausch mit der wieder aufblühenden Natur zu genießen.
Es ist eine schöne Zeit, oft eine wunderbare sogar. Und daher packe ich in jedem November nochmals die Koffer und statte „meiner“ Insel einen Herbstbesuch ab. Heute weiß ich, dass ich beim Packen durchaus auf die Sommerkollektion setzen kann. Ein paar T-Shirts, Jeans und ein warmer Pulli – das genügt! Nicht selten reichen die Temperaturen im November tagsüber nämlich noch an die 25 Grad-Marke heran und der Himmel macht den Anschein als hätte auch er darauf gewartet, die letzten milden Tage des Jahres ausschließlich den Inselbewohnern zu Teil werden zu lassen.
Herbst auf Sardinien – ein kulinarisches Erlebnis
Auf den Wochenmärkten werden nun Artischocken und Kastanien angeboten, die örtlichen Fischgeschäfte verkaufen in aller Ruhe den besten Fang der heimischen Gewässer und wer wie ich das Glück hat, viele Freunde und Bekannte auf der Insel zu haben, der wird es sich nicht nehmen lassen, die Ergebnisse der heimischen Weinlese zu begutachten und zu verkosten. Im Späthernst ist Zeit für den „Novello“, den ersten Wein nach der Lese und Presse des Jahres. Irgendwie ist er natürlich noch nicht das Gelbe vom Ei, aber als geschmacklicher Begleiter herzhafter Fleisch- oder Käseteller tut er seinen Dienst allemal.
Abgesehen von den nun zur Ruhe kommenden Küstenorten mit ihren menschenleeren, von den ersten Herbststürmen teilweise schon glatt gebügelten Stränden, zieht es mich im Herbst aber auch immer wieder ins Hinterland der Insel. Der Duft von Kaminholz liegt in den kleinen Dörfern in der Luft und die Bewohner widmen sich handwerklichen und landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Wer Sardinien nur als Sommerinsel kennt, der kann hier im November in das „echte“ Sardinien eintauchen und das dörfliche Zusammenleben bei zahlreichen Festen und Veranstaltungen erleben.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass ich so spät im Jahr sehr gerne in Cagliari nächtige. Als Unterkunft empfehle ich eines der zahlreichen Bed&Breakfast in der Gegend rund um die Altstadt. Von hier aus kann man mühelos zu Fuß das nächtliche Cagliari erkunden. Ein Abendessen in der Hafengegend (zum Bespiel im alt ehrwürdigen Ristorante Italia) ein anschließender Bummel durch die verwinkelten Gassen am Rande des Castello und ein letztes Getränk in einer der vielen kleinen Bars und Lokale – das ist Cagliari in Bestform und – Stoff für einen anderen Artikel.